Paulchen

Es gibt Fahrzeuge, die bringen dich von A nach B. Und dann gibt es Paulchen. Unser treuer VW T4 – Langversion – war mehr als ein Auto. Er war unser mobiles Zuhause, unser Fluchtwagen in die Freiheit, unser Alltagsflüsterer und Abenteuerkomplize.
Tim und ich haben so viel mit ihm erlebt. Am Anfang war Paulchen noch recht schlicht. Doch mit der Zeit – vor allem durch Tims findige Hände – wurde aus einem alten Transporter ein richtiges kleines Wohnwunder: Solarpaneele auf dem Dach, ein Wasserhahn, der sich nach draußen zur Dusche verlängerte, und irgendwann sogar eine Trenntoilette, die nicht nur ihren Zweck erfüllte, sondern später kurzerhand zum Sitzplatz und Arbeitsplatz umfunktioniert wurde.
Er hatte alles, was man braucht: einen 2-flammigen Gaskocher, Kühlschrank, Spüle, ein Bett mit 1,30 x 2,00 m – und das Wichtigste: eine Seele.
Ich erinnere mich an Nächte auf den Nordseeinseln, den Wind im Haar, das Kreischen der Möwen, das leise Knistern der Kocherflamme. Und an England – wild, grün, eigenwillig schön.
Doch während ich eher die kleinen Fluchten unternahm, hat Tim mit Paulchen wahre Fernwehträume gelebt: Mit seiner Freundin war er ein ganzes Jahr unterwegs – quer durch Europa bis nach Marokko. Sonne, Wüste, Regenwälder, Meeresrauschen.
Ich weiß noch, wie ich die Bilder betrachtete – stolz, ein bisschen sehnsüchtig. Und doch glücklich.
Aber alles hat seine Zeit. Paulchen wurde älter, knarziger, müder. Und als der Alltag ihn mehr und mehr einholte, wussten wir: Es ist Zeit, loszulassen.
Ein würdevoller Abschied – kein trauriger. Denn mit jedem Kilometer hat Paulchen Spuren hinterlassen: auf Straßen, in unseren Erinnerungen, in unseren Herzen.
Heute baut Tim an seinem neuen alten LKW Mercedes-Benz Vario – mit genauso viel Liebe und mit ganz viel mehr Erfahrung. Und ich? Ich habe mich nach langer Überlegung für einen Fiat Ducato – vor meiner Möhre – entschieden. Ein neues Kapitel, ein neues Abenteuer auf Rädern. Aber das ist eine andere Geschichte …
PS: Paulchen war nie nur ein Auto. Er war unser Reisegefährte. Manchmal knarzend, oft dreckig, aber immer da. Danke für alles, alter Freund.