Die Fahrt nach Bariloche
Drei Tage Zwischen Steppe, Oasen und Andenmagie
Es gibt Strecken, die erzählen ihre Geschichten nicht laut. Sie flüstern sie im Rhythmus der Kilometer, im Wind, der über die Steppe streicht, und in kleinen Momenten, die man erst versteht, wenn man sie erlebt. Unsere Fahrt von Choele Choel nach Bariloche war genau so eine Strecke – unscheinbar im ersten Blick, tief beeindruckend im zweiten.
Tag 1 – Die Steppe und der Fluss, der alles verändert
Drei Tage lang waren wir unterwegs. Die Steppe schien nicht enden zu wollen – ein Horizont, der sich weigerte, etwas anderes zu sein als gelb, trocken und weit. Doch dann geschah etwas, das hier fast wie ein Wunder wirkt: Der Río Negro tauchte auf.
Ein breites, ruhiges Band aus Wasser, das die Landschaft verwandelt. Aus graubraun wurde grün. Aus Ödnis wurde Leben. Kilometerlang folgen Obstplantagen, Weinreben, Gemüsefelder. Ein grüner Korridor, der mitten in der kargen Patagonischen Steppe wie ein Versprechen wirkt.
In dieser Region, der Provinz Río Negro, wird einem bewusst, wie kostbar Wasser in Patagonien ist. Die Äcker existieren nur dank eines ausgeklügelten Bewässerungssystems, das bereits im 19. Jahrhundert von italienischen Einwanderern angelegt wurde. Bis heute sorgt der Río Negro dafür, dass eine der fruchtbarsten Zonen Argentiniens inmitten einer Halbwüste gedeihen kann.
Unsere erste Übernachtung hatten wir kurz hinter Neuquén, der größten Stadt Nordpatagoniens. Eine moderne, lebendige Stadt, geformt von Ölindustrie, Universitäten und einem bunten Mix aus Menschen. Für uns war sie nur ein Zwischenstopp – ein Lichtpunkt, bevor die Landschaft uns wieder verschluckte.
Tag 2 – Ein Abzweig ins Abenteuer
Am nächsten Tag kehrten die Steppe und ihre Stille zurück. Nur diesmal wirkte sie noch karger, noch größer. Aber mit jedem Kilometer kamen sanfte Hügel hinzu – eine kleine Bewegung in der Landschaft, die sofort auffiel, weil man sie vorher so lange vermisst hatte.
Dann erreichten wir Piedra del Águila, eine kleine Stadt, die mitten in dieser „Wüste“ wie ein Außenposten wirkt. Ein Ort, der aus der Nähe betrachtet viel erzählt: einfache Häuser, windgegerbte Straßen, Menschen, die mit wenig leben – und trotzdem mit einer Wärme grüßen, die uns in Argentinien immer wieder überrascht.
Wir bogen nach links ab, folgten einer unbefestigten Straße und landeten an einem Stausee, dem Embalse Piedra del Águila. Ein riesiges Wasserreservoir, das nicht nur Energie liefert, sondern auch eine stille, raue Schönheit besitzt.
Der Strand war leer. Kein Mensch. Nur wir, der See und der Wind.
Und dann kam der Sturm.
Blitz, Donner, peitschender Regen – für manche vielleicht bedrohlich, für mich ein Geschenk. Ich liebe diese Abende in Möhre: kochen, das Prasseln des Regens hören, warm sitzen, während draußen das Wetter tobt. Es gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit. Ein Zuhause auf Rädern, das uns trägt.
Am Morgen wandelte sich der See wieder in Stille. Wir gingen noch eine Runde am Wasser entlang, bevor wir weiterzogen.
Tag 3 – Die Anden tauchen auf
Mit jedem Kilometer nach Westen wurde die Steppe wieder grüner, die Hügel höher, der Himmel klarer. Und dann kam dieser Moment – der Moment, der fast schon filmreif war: Wir fuhren um eine Kurve, eine kleine Lichtung öffnete sich, und auf einmal lagen sie vor uns: die ersten schneebedeckten Berge der Anden. Davor ein See, türkis und ruhig, eingebettet in das langsam bergiger werdende Land. Patagonien zeigte uns sein wahres Gesicht – wild, groß, unendlich schön.
Wir fuhren an diesem Tag nur rund 70 km/h. Nicht, weil die Straßen schlecht waren. Sondern weil wir nicht schneller wollten. Jede Kurve, jeder kleine See, jeder Berg verlangte danach, angesehen, eingeatmet, festgehalten zu werden.
Bariloche rückte näher – doch der Weg dorthin war bereits ein Ziel. Eine Reise durch drei Tage voller Wandel: von Steppe zu Oase, von Stille zu Sturm, von Weite zu Bergen.
Patagonien eben.
Ein Landstrich, der sich Zeit lässt, bis er dich schließlich mit seiner Schönheit überwältigt.


Irgendwo zwischen Traum und Abenteuer, auf den Straßen der Freiheit. Mit meinem treuen LKW
entdecke ich atemberaubende Landschaften, begegne spannenden Menschen und lasse mich von
neuen Kulturen inspirieren. Die Welt ist groß, und jede Reise birgt unzählige Geschichten,
die nur darauf warten, erzählt zu werden.