Weiter nach Süden – und ein Abstecher voller Überraschungen

Nach zwei Nächten in Rada Tilly zog es uns wieder auf die Straße. Ein Freund – Jan von auszeitwagen.com – hatte uns den Tipp gegeben: „Fahrt unbedingt nach Puerto Deseado. Dort könnt ihr Rockhopper-Pinguine sehen.“
Der Name blieb hängen, und als uns Darwin Expedition per WhatsApp schrieb, dass für Dienstag eine Tour geplant sei, passte plötzlich alles zusammen. Also beschlossen wir, am nächsten Morgen diesen Abstecher zu wagen.
Die Straße dorthin war ausnahmsweise einmal gut – fast schon ungewohnt. Wenig Verkehr, nur wir, der Wind und diese karge, weit geöffnete Landschaft, die sich wie ein Teppich aus Grau-, Braun- und Sandtönen ausrollt. Immer wieder standen Alpakas am Straßenrand, suchten geduldig nach etwas Essbarem zwischen den Dornen und Halmen.
Alpakas leben hier zwar nicht ursprünglich, doch sie fühlen sich in Patagonien erstaunlich wohl. Sie sind Steppentiere, perfekt an trockene Regionen angepasst, ernähren sich von Gräsern, Kräutern und allem, was die Steppe gerade hergibt. Ruhig, genügsam, fast stoisch – ein schönes Bild in dieser Weite.
Und dann diese „Strauße“. Ich war sicher, sowas gäbe es nur in Australien. Aber nein: In Patagonien lebt der Ñandú, auch Darwin-Nandu genannt – ein flugunfähiger Vogel, der tatsächlich wie ein kleiner Strauß aussieht. Familien mit mehreren Jungtieren liefen über die Felder, elegant und gleichzeitig federleicht, als gehörten sie genau hierhin. Ein bisschen surreal, diese Mischung aus Steppe, Wind und „Strauß-Vibes“.
Puerto Deseado selbst wirkt wie eine Stadt, die einmal große Hoffnungen hatte und dann irgendwie vergessen wurde. Einst war sie ein wichtiger Hafen für Fischfang und Schifffahrt, später brach vieles weg. Wirtschaftskrisen, sinkende Fangquoten, Abwanderung – man spürt, dass hier Kämpfergeist nötig ist. Die Straßen sind leer, manche Häuser wirken verlassen. Und doch steckt darin auch etwas Authentisches: ein Ort, der nicht versucht, irgendwem zu gefallen.
Am nächsten Morgen ging es los: mit dem Schlauchboot hinaus zur Reserva Provincial Isla Pingüino. Das Wetter war großartig – Sonne, knapp 20 Grad, glattes Wasser. Schon unterwegs merkten wir: Hier ist etwas los. Vögel kreisten über einem Punkt im Meer, und die Guides erklärten uns, dass dies ein Zeichen für Delfine sei. Die Delfine treiben die Fische zusammen, die Vögel profitieren, und so entsteht dieser tanzende Schwarm aus Flügeln. Faszinierend, wie Natur manchmal zusammenarbeitet, ohne dass wir Menschen darin vorkommen.
Die Isla Pingüino selbst trägt eine spannende Geschichte: Früher stand hier ein Leuchtturm, es gab Arbeiter, Gebäude, sogar Schafhaltung. Heute ist die Insel streng geschützt – ein Ort, der den Tieren gehört.
Zuerst sahen wir südamerikanische Seelöwen, dann die Magellan-Pinguine (das sind die „normalen“ Pinguine hier, schwarz-weiß, neugierig und immer ein bisschen, als wären sie auf dem Weg zu einem wichtigen Termin).
Doch weiter hinten wartete das Highlight: Rockhopper-Pinguine, die kleinen Rebellen mit ihren gelben Augenbrauen, die aussehen, als hätten sie gerade beschlossen, die Welt ein bisschen wilder zu machen.
Sie zogen gerade ihre Jungen groß. Wir konnten ihnen beim Hüpfen, Watscheln, Brüten und Streiten zusehen – so nah, dass man fast das salzige Meer auf ihrem Gefieder riechen konnte. Und das Beeindruckendste: Sie hatten keinerlei Angst vor uns.
Das ist das Ergebnis vieler Jahre respektvoller Expeditionen. Hier wird nicht gedrängelt oder gestört. Gibt es ein Nest, nimmt man einen anderen Weg. Watschelt ein Pinguin auf dem Menschenpfad entlang, treten die Menschen zur Seite. So einfach könnte es überall sein. So beginnt Naturschutz: mit Respekt und dem Mut, sich selbst zurückzunehmen.
Der Rückweg zum Hafen war genauso schön. Delfine begleiteten uns eine Weile, Seelöwen schauten neugierig vorbei. Die Sonne schien, das Wasser glitzerte – einer dieser Tage, die sich leise ins Herz schreiben.
Wir nutzten den Nachmittag noch, um ein Stück Richtung El Calafate zu fahren. Der Süden rief – und wir waren wieder unterwegs, tiefer hinein in das Land, das uns jeden Tag neu überrascht.

Irgendwo zwischen Traum und Abenteuer, auf den Straßen der Freiheit. Mit meinem treuen LKW
entdecke ich atemberaubende Landschaften, begegne spannenden Menschen und lasse mich von
neuen Kulturen inspirieren. Die Welt ist groß, und jede Reise birgt unzählige Geschichten,
die nur darauf warten, erzählt zu werden.