Zwischen Mondlandschaft, Schlaglöchern ... und einer Entscheidung bei Kilometer 30

Zwischen Mondlandschaft, Schlaglöchern ... und einer Entscheidung bei Kilometer 30

Kategorie Reiseberichte Datum 29.11.2025 Autor GABI


Wir wollten weiter. Weiter nach El Calafate – zum Gletscher, der für viele ein Lebenstraum ist.
Vor uns lagen zwei Möglichkeiten: die legendäre Ruta 40 direkt nach Süden, rund 1350 km – oder die Variante über die Ruta 26 und später die Ruta 3, insgesamt etwa 1600 km. Am Ende sollte der Zustand der Straßen für uns entscheiden. Dachten wir. Wir ahnten zu diesem Zeitpunkt nicht, was „Straßenzustand“ wirklich bedeuten kann.


Der Abschied von den Anden

Je weiter wir uns von El Bolsón entfernten, desto mehr ließen wir die Anden hinter uns. Die Berge schrumpften, die Landschaft wurde karger – eine weite, stille Mondlandschaft. Manchmal begleiteten uns Felsen, manchmal nur eine Linie Asphalt, die sich wie ein Lineal durch die Steppe zog. Rechts und links: ab und zu Kühe, Schafe und manchmal ein paar Pferde. Und ansonsten nichts.


Wir kamen gut voran.
Spurrillen? Gewohnheit.
Schlaglöcher? Alltag.
Wind? Möhre steht sicher, das kennen wir schon.

Bis wir ungefähr 30 Kilometer vor der Abzweigung ankamen – und unser Mut kurz in die Knie ging.


Die schlimmste Straße unserer bisherigen Reise

Schon aus der Ferne sahen wir einen LKW mit Warnblinklicht. Und dann erkannten wir, warum.


Die Straße war… keine Straße mehr.
Ein Flickenteppich aus Kratern.
Schlaglöcher von 30 bis 50 Zentimetern Tiefe – hunderte davon, endlos ineinander übergehend. Man konnte nicht ausweichen. Man konnte nur hindurch. Langsam. Sehr langsam. 3 bis 6 km/h.

Links und rechts hatten die Argentinier improvisierte Schotterpisten angelegt, doch die waren so ausgefahren, so voller Wellen und Hügel, dass wir auch nicht schneller voran kamen. Also blieben wir auf der Straße – wenn man das so nennen möchte.

Zwischendurch gab es kleine Abschnitte, die Hoffnung machten. 100, vielleicht 200 Meter. Dann wieder die Ernüchterung. Schlagloch an Schlagloch. Und der Abend rückte näher. Ohne Tageslicht? Unmöglich.


Nach 20 Kilometern hatten wir es geschafft. Nochmal 10 Kilometer weiter, völlig platt, hungrig, fanden wir einen Platz unter einer Brücke an einem ruhigen Fluss. Um 21:30 Uhr. Da stand unsere Entscheidung fest: Wir nehmen die Ruta 26.


Warum die Straße dort so schlimm ist

Zwischen Facundo und Las Horquetas gibt es einen Abschnitt, der seit Jahren berüchtigt ist. Dort liegt unter dem Asphalt ein alter Basalt- und Lavauntergrund, der ständig arbeitet. Hitze, Frost, Feuchtigkeit – alles drückt von unten nach. Der Asphalt bricht, sinkt ein, wird wieder ausgebessert … und bricht erneut.
Viele Argentinier sagen:
“Esa parte nunca se arregla de verdad.”
(Diese Stelle wird nie wirklich repariert.)

Jetzt wissen wir, was sie meinen.


Von der Höllestraße ins Meer – und weiter nach Süden

Am nächsten Morgen ging es weiter – Richtung Atlantik.
Die Landschaft veränderte sich. Bohrtürme tauchten auf. Tausende.
Wir fuhren durch das Herz eines der wichtigsten Energiegebiete Argentiniens: das Golfo-San-Jorge-Becken, eines der ältesten und ertragreichsten Ölfelder des Landes. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird hier gefördert – besonders rund um Comodoro Rivadavia, das bis heute als „Hauptstadt des Erdöls“ gilt.


Rada Tilly – eine kleine Stadt am Meer mit großer Lebensfreude

Dann erreichten wir Rada Tilly, eine ruhige Kleinstadt direkt an einer weiten Bucht. Sie wirkt zuerst unscheinbar, doch der Strand ist ein kleines Wunder: kilometerlang, breit, hell, offen – wie ein gigantischer natürlicher Platz zum Atmen.


Rada Tilly wurde ursprünglich als Badeort von Comodoro gegründet, entwickelte sich aber zu einem beliebten Wohnort für Menschen, die das Meer lieben und der rauen Industriestadt ein wenig entfliehen wollen.

Wir saßen am Strand, hörten das Rauschen der Wellen und ließen die letzten Tage nachklingen. Nach Mondlandschaft, Kratern und Wind tat dieses weite Blau richtig gut.

Und dann entschieden wir: Wir folgen dem Tipp eines Freundes Jan von auszeitwagen.com und fahren nach Puerto Deseado – zu den Pinguinen.


Aber davon erzähle ich dir im nächsten Beitrag.


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